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WANGEN - Die Stadt Wangen hat gestern das 50-jährige Priesterjubiläum von Walter Kardinal Kasper gefeiert. Mehr als 1500 Bürger kamen auf den Marktplatz, um dem Mann die Ehre zu erweisen und zu gratulieren, der in ihrer Stadt aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Vor 50 Jahren, am 6. April 1957, hatte Kasper in Wangen seine Primiz gefeiert.

Von Sylvio J. Godon

Knapp 1000 Menschen sowie hohe Würdenträger aus Politik, Kirche und Gesellschaft pilgerten zum Festgottesdienst in der St. Martinskirche. Die Gläubigen standen dicht gedrängt bis in den Vorhof der großen und prächtig geschmückten Kirche. Auch das benachbarte Gemeindehaus wurde geöffnet, um die Gläubigen aufzunehmen; eine Kamera übertrug die Messe dorthin.
Nach der zweistündigen Messe, in der der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, die Festpredigt hielt und Dekan Wilhelm Wahl dem Jubilar eine Ikone überreichte, die die drei Heiligen Europas darstellt (Benedikt, Kyrill und Method), strömten die Gläubigen auf den Marktplatz, wo bereits mehrere hundert Bürger auf den Kardinal warteten. Walter Kasper, tief gerührt von der Herzlichkeit und christlichen Verbundenheit seiner Mitbürger, nahm eine gute halbe Stunde lang ungezählte Glückwünsche entgegen. Dazu feuerte die Bürgerwehr Salutschüsse ab, die Stadtkapelle spielte auf.

Beim anschließendem Empfang der Stadt gratulierte Oberbürgermeister Michael Lang dem Ehrenbürger der Stadt Wangen, Walter Kasper, zu seinem Priesterjubiläum. In den 50 Jahren seiner Priestertätigkeit habe Kasper Beispielloses für die Kirche erreicht, insbesondere für die Ökumene. Lang überreichte ihm ein Originalgemälde der Wangener Hospitalkirche von Andreas Scholz.

Die Prominenz gratuliert Bundesbildungsministerin Annette Schavan würdigte die Verdienste Kaspers um die geistige und spirituelle Orientierung der Bürger im vereinten Europa. Staatssekretär Rudi Köberle nannte Kasper einen „der bedeutendsten Theologen unserer Gegenwart“, den das Land Baden-Württemberg gern für sich vereinnahme. Landrat Kurt Widmaier dankte Kasper „für das beispielhafte Engagement in unserer Kirche“ und überreichte ihm die Kopie eines Pergamentes von Papst Leo X., das dieser 1513 dem Abt des Benediktiner-Klosters in Isny gesandt hatte.

Walter Kardinal Kasper sagte ein „herzliches Vergeltsgott“. Er sei an diesem Festtag „richtig stolz, ein Wangener Ehrenbürger zu sein“. Hier gebe es noch Bodenständigkeit, ein vitales Leben, das um seine Wurzeln, den Glauben, wisse. Das Westallgäu sei für ihn, der viel in der Welt unterwegs sein müsse, ein Fixpunkt, zu dem er immer wieder gern zurückkehre. Er habe seine Entscheidung, Priester zu werden, nie bereut. Er verstehe sich als „Diener der Freude“. In den vergangenen 40 Jahren sei in der Kirche viel erreicht worden. Als er ein Bub war, sei es noch eine „Sünde gewesen, einen evangelischen Gottesdienst zu besuchen, heute feiere er in eben diesen Kirchen ökumenische Gottesdienste. Mit zu seinen schönsten Erfahrungen seines Priesterlebens gehöre das Verhältnis zu den religiösen Juden, das sich um 180 Grad gewendet habe. „In den Grundfragen der Ethik und der Moral sind wir einer Meinung“, sagte Kasper.

Kommentar

Walter Kardinal Kasper ist, gemäß seinem Lebens- und Arbeitsmotto als Priester, ein Diener der Freude. In Wangen bei der Feier seines 50-jährigen Priesterjubiläums hat das Motto sich mehr als erfüllt. Funke ist übergesprungen

Von Sylvio J. Godon

Wie selten ein hoher geistlicher Würdenträger hat Walter Kardinal Kasper gestern in Wangen die Herzen der Menschen erreicht und bewegt. Das war schon vor Beginn des Festgottesdienstes in der St. Martinskirche deutlich zu spüren.

In Scharen versammelten sich die Menschen noch auf dem Vorplatz, im Gemeindehaus und auf dem Marktplatz als die Kirche bereits überfüllt war. Gott sei Dank blieben die Türen geöffnet und so konnten diejenigen, die weder in der Kirche noch im Gemeindehaus einen Platz gefunden hatten, der feierlichen Messe aus geringer Entfernung lauschen.

Schon die Aufführung der Nicolai-Messe durch den Kirchenchor St. Martin und den Stiftschor Seitenstetten war ein Herz und Seele ergreifendes Erleben. Die von 20 Priestern und 40 Ministranten gestaltete Messe vertiefte dieses, insbesondere die bewegenden Worte, die Kardinal Karl Lehmann und der Jubilar Kardinal Walter Kasper sprachen.

Die Herzen der Gläubigen vollends entzündet und mit Freude erfüllt aber hat Kardinal Walter Kasper auf dem Marktplatz, wo er es sich nicht nehmen ließ, jedem, der zu ihm wollte, zu begegnen. In Wangen hat sich gestern sein Lebensmotto, ein Diener der Freude zu sein, mehr als erfüllt. Von dieser Freude hat er viel gestiftet und hinterlassen und sie wird noch lange in den Herzen der Gläubigen fortwirken — zum Gedeihen und Segen des Christentums.